Orbis Incognita
Orbis Incognita - Das Rollenspiel
Home
System
Karten
Tagebücher
Downloads
Kontakt

 

Richter Guntram war ein hoch gewachsener, kräftiger Mann mit breiten Schultern und einem kleinen Ansatz zum Schmerbauch, der unter seinem Talar aber nur wenig auffiel. Seine blauen Augen blickten klar und durchdringend auf die Gestalten, die vor ihm saßen. Neben Guntram erkannte Bendix drei Personen, die er sehr gut kannte. Zum Einen handelte es sich dabei um den überaus angesehenen Kaufmann Rudolph Blaudorn, der offensichtlich die Intervention des obersten Richters veranlasst hatte, zum Anderen waren das seine Freunde Sirion und Rainald. Bendix schöpfte Hoffnung. Vielleicht würde er noch einmal davon kommen?
Richter Guntram ließ sich neben den Schreiber nieder und studierte sorgfältig das Protokoll, das von dem Schreiber angefertigt worden war. Dazu brauchte er nicht lange, da die Verhandlung ja nicht sonders lange gedauert hatte. Guntram ließ das Protokoll sinken und durchbohrte Marten Blauhut mit einem düsteren Blick, dem dieser nicht lange standhalten konnte. „Dieses Protokoll ist eine Schande für die nevongardische Gerichtsbarkeit!

Der Prozeß wird vertagt und an einem anderen Tag vor einem ordentlichen Gericht neu verhandelt werden. Verhandlungsbeginn ist in 30 Tagen!“ Bei diesen Worten begann Bendix, lauthals zu jubeln. Richter Guntram schenkte auch ihm einen finsteren Blick. „Freut Euch nicht zu früh, Händler. Ihr solltet bis zum Verhandlungsbeginn dafür sorgen, dass Beweise für Eure Unschuld vorliegen, ansonsten wird mein Urteil das heutige bestätigen.“
Wenig später saß Bendix gemeinsam mit Sirion und Rainald an einem kleinen Tisch in einer dunklen Ecke des „Savoir Vivre“ und grübelte düster vor sich hin. „30 Tage bleiben mir, um hier in Nevongard meine Unschuld zu beweisen. Na ja, im Notfall kann ich immer noch zurück nach Albion gehen!“ „Freu dich nicht zu früh, Bendix! Ein Bekannter erzählte mir, dass Hermanis dich offenbar beschatten lassen möchte, um eine Flucht zu verhindern!“
Bendix seufzte leise auf, als er diese Neuigkeit vernahm. In den letzten Monaten war eigentlich alles schief gelaufen, was hatte schief laufen können. Allerdings ärgerte er sich auch, einige unverzeihliche Fehler begangen zu haben. Zum Beispiel hätte er nicht vrsuchen sollen, ohne die notwendige Konzession einen Handel in Nevongard zu eröffnen, doch war er davon ausgegangen, dass die Bürokratie im ganzen Nordreich ähnlich unkompliziert funktionieren würde wie in seiner albioischen Heimat...
Der kleine Jäger Sirion strich sich über das wie immer akkurat glatt rasierte Kinn: „Natürlich helfen wir Dir, so gut es geht, Deine Unschuld zu beweisen, das ist doch klar, oder?“ Bendix nickte dankbar, die Unterstützung seiner Freunde tat ihm überaus gut. Jedoch nagte an ihm oder viel mehr an seinem Selbstbewußtsein, was er allerdings nicht offen aussprechen mochte. Seine Freunde waren in letzter Zeit überaus erfolgreich gewesen, egal ob Sirion, Rainald oder Baldowan.

Sirion galt unter nevongardischen Adligen und Kaufleuten als ein Jäger, der hervorragende und geschmackvolle Jagdgesellschaften zu organisieren verstand, während Baldowan als junger, talentierter und aufstrebender Magier desöfteren in den Klatschspalten der „gomdischen Postille“ erwähnt worden war. Rainald konnte zwar kaum als besonders angesehene Persönlichkeit gelten, dafür hatte er zuletzt einige überaus lukrative und angenehme Aufträge als Ermittler und Leibwächter bekommen. Außerdem schien ihm das Glück in brenzligen Situationen meist hold zu sein, so dass er von vielen Bewohnern und vor allem Bewohnerinnen Nevongards als echtes Glückskind angesehen wurde.
Neben seinen Freunden kam Bendix sich ein wenig schäbig und ungeschickt vor, zumal seine Vorhaben in letzter Zeit häufiger fehlgeschlagen waren und er alles andere als gut da stand. Während Sirion und Rainald auf der anderen Seite des Tisches leise beratschlagten, wie dem jungen Albioner am Besten zu helfen sei, beschloß Bendix, dass es höchste Zeit für einen spektakulären Alleingang war und zwar so schnell wie möglich. Er griff nach seinem Schnapsglas, das auf der fleckigen Tischplatte stand und stürzte es entschlossen hinunter. Dann stand er auf, verabschiedete sich in aller Kürze und ging seiner Wege.

© 2001-2025 by www.orbisincognita.de    Impressum    Kontakt